Mežrabpom-Fil’m und die deutsch-russischen Filmbeziehungen der 1920er und 1930er Jahre

Mežrabpom-Fil’m und die deutsch-russischen Filmbeziehungen der 1920er und 1930er Jahre

Organizer
Deutsches Historisches Institut Moskau; in Kooperation mit der Deutschen Kinemathek, Berlin
Venue
DHI Moskau
Location
Moskau
Country
Russian Federation
From - Until
16.03.2011 - 19.03.2011
Deadline
31.07.2010
By
Schwarz, Alexander

Aus historischen, politischen und ökonomischen Gründen waren die Filmbeziehungen zwischen Deutschland und Russland nach dem Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik besonders reich und intensiv. Deutsche Stummfilme genossen in der frühen Sowjetunion große Popularität. Die Klassiker der sowjetischen Avantgarde erlebten meist in Deutschland ihre Auslandspremiere; eine regelrechte „Russenwelle“ erfasste die deutschen Kinos. Es gab mehrere Verleihzusammenschlüsse, den Transfer von Technologien, gemeinsame Koordination und Produktion sowie ein erstes Film-„Joint Venture“ – zwischen der innovativ und erfolgreich arbeitenden Filmfabrik Mežrabpom-Rus’ bzw. -Fil’m in Moskau (geleitet von der Berliner Zentrale der Internationalen Arbeiterhilfe IAH) und Prometheus Film in Berlin − mit deutsch-russischen Koproduktionen. Vor allem deren Verleihstrategien führten zu einer breiten Rezeption mit weitreichenden Folgen.

Das Thema der frühen deutsch-russischen Filmbeziehungen war in der Sowjetunion lange Jahre tabuisiert wegen der „Säuberungen“ in den 1930er Jahren, der Auflösung der Firma 1936, dem Ende der Komintern und wegen ihres schillernden Medienspezialisten und späteren „Renegaten“ Willi Münzenberg. Auch in Deutschland haben die Verfolgung durch die Nationalsozialisten und die widersprüchliche Nachkriegs-Rezeption der Filme und der Firma zu einem bislang kaum eingelösten Forschungsdesiderat geführt.

Die Konferenz soll die ökonomischen, politischen, filmischen, rezeptiven und archivalischen Hintergründe der deutsch-russischen Filmbeziehungen ausleuchten. Sie steht im Zusammenhang mit der für Frühjahr/Sommer 2012 geplanten Mežrabpom-Fil’m/ Prometheus-Retrospektive und –Ausstellung, organisiert von der Deutschen Kinemathek, Gosfil’mofond, Muzej Kino und anderen Institutionen in Deutschland und Russland.

Im Mittelpunkt werden folgende Fragen und Themenstellungen stehen:

Welche politischen, ökonomischen und diplomatischen Rahmenbedingungen und Probleme prägten die deutsch-sowjetischen Filmbeziehungen in der Weimarer Republik? Wie sind Strategien und Wirken Willi Münzenbergs und seiner engen Filmmitarbeiter (Alejnikov, Misiano, Babickij, Samsonov, Katz etc.) zu bewerten? Wie agierte der Filmkonzern zwischen künstlerischer und technischer Avantgarde, ökonomischen Zwängen und politischen Zielen und seinen Zuschauern? Wie sind die avantgardistischen Impulse der von Mežrabpom produzierten Spielfilme in Hinblick auf Filmästhetik, Dramaturgie und Filmsprache einzuordnen? Auch Bereiche wie deutsche und russische Kulturfilme als wechselseitige Importschlager oder die Überlieferung, „Weiterverwertung“ und Rekonstruktion historischen Wissens durch Filme sollen einbezogen werden.

Beiträge aus verschiedenen Disziplinen (Filmwissenschaft, Geschichte, insbesondere auch Wirtschaftsgeschichte) sind erwünscht, vor allem zu folgenden Themenkomplexen:

- deutsch-sowjetische Wirtschaftsgeschichte des „Sonderfalls“ Mežrabpom-Rus’/Fil’m als deutsch-russische Aktiengesellschaft
- politische, diplomatische und ökonomische Hintergründe und Funktionalisierung der Filmbeziehungen
- Distributions- und Rezeptionsstrategie bis und nach 1933
- die strategische, politische und finanzielle Leitung der Firma (Münzenberg und die Führungsriege von Mežrabpom-Fil’m)
- Fallstudien und Porträts zu stilprägenden Künstlerpersönlichkeiten im Spielfilm
- Inhalte, Funktion und Erfolge des Kulturfilms im Filmaustausch
- Komintern und ihr Verhältnis zur Mežrabpom und besonders ihrer Filmabteilung
- deutsche Emigranten und Mežrabpom-Fil’m
- das gewaltsame Ende von Mežrabpom-Fil’m und seine Auswirkungen
- Nachkriegswirkungen von Mežrabpom-Fil’m, ihrer Filme und Mitarbeiter

Organisation:
Die Konferenz „Mežrabpom und die deutsch-russischen Filmbeziehungen der 1920er und 1930er Jahre“ findet im Deutschen Historischen Institut (DHI) Moskau von 16.-19. März 2011 statt. Die Kosten für Reise und Unterkunft werden vom DHI übernommen.

Die Beitragsvorschläge (Abstracts) sollten auf Deutsch oder Russisch abgefasst sein, maximal 5.000 Zeichen umfassen und bis spätestens 31. Juli 2010 an die Adresse

film.dhi@gmx.de

mit folgenden Angaben gesandt werden: postalische und elektronische Dienstadressen, Dienstort, akademischer Grad, Thema und Thesen des Vortrags. Die Benachrichtigung der KonferenzteilnehmerInnen erfolgt spätestens am 30. September 2010. Die Vortragstexte (max. 20.000 Zeichen) sollen bis 31. Januar 2011 vorgelegt und vor der Konferenz zirkuliert werden. Für die Vorträge mit Diskussion sind jeweils max. 40 Minuten vorgesehen; eine Einbeziehung von Filmausschnitten (Video) oder Bildern ist willkommen, sollte aber im Abstract bereits angekündigt werden. Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Russisch. Für eine Synchronübersetzung wird gesorgt. Eine Veröffentlichung der Konferenzbeiträge ist geplant.

Wir freuen uns auf Ihre Beitragsvorschläge!
Die Organisatoren der Konferenz:
Dr. Alexander Schwarz, München/Berlin (alex_schwarz@t-online.de)
Ingrid Schierle (ingrid.schierle@dhi-moskau.org)

Programm

Contact (announcement)

Ingrid Schierle
Deutsches Historisches Institut Moskau, Nachimovskij Prospekt, 51 /21
117418 Moskau / Russische Foederation
film.dhi@gmx.de

http://www.dhi-moskau.org/index.html
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Country Event
Language(s) of event
German, Russian
Language of announcement